In vielen Famillien laufen die Morgen an einem Wochenende ähnlich ab. Nach einer anstrengenden Woche im Beruf, will man sich Zeit für die Lieben zuhause nehmen. Keine Verpflichtungen, kein Chef der die Kalkulation für das nächste Halbjahr heute noch auf seinem Tisch haben will. Kein ständig klingelndes Telefon und keine nervenden Kollegen um einen rum. Einfach mal entspannen. Vielleicht mit Frau und Kind an den See fahren und das tolle Sommerwetter genießen. Und um so richtig gut in den Tag zu starten, erst mal ein ausgiebiges Frühstück zu sich nehmen. Das Kind spielt auf dem Wohnzimmerboden mit seinen Bauklötzen, die Frau setzt gerade den Kaffee auf und wir gehen kurz zum Bäcker um’s Eck, um frische Brötchen zu holen. Als wir gerade die Türe hinter uns zuziehen wollen ruft sie uns noch aus der Küche zu „Schatz, bringst du mir noch Zahnersatz mit?“. Ziemlich verwundert rufen wir zurück, dass wir doch gerade zum Bäcker gehen und nicht zu einem Versicherungsmakler, Zahnarzt oder in ein Zahnlabor. Doch – wir haben uns nicht verhört. Ab dem 23.07.2013 kann man beim bekannten Kaffeeröster Tchibo tatsächlich Zahnersatz erwerben. In Form der „ZahnersatzCard“. Was das genau ist, ob die ZahnersatzCard sinnvoll ist und ob es sich lohnt, diese zu kaufen, schauen wir uns heute einmal etwas genauer an.
Was ist die ZahnersatzCard von Tchibo?
Tchibo bietet diese ZahnersatzCard zusammen mit dem Dentallabor Novadent für einmalig 24 EUR an – bei einer Gültigkeit von 24 Monaten. Das Versprechen von Tchibo mit dieser Karte ist, für die kommenden 24 Monate günstigen Zahnersatz über ihren Vertragspartner Novadent zu beziehen. Das Dentallabor Novadent hat seinen Hauptsitz in Hamburg, lässt den Zahnersatz aber in einem Zahnlabor in Manila auf den Philippinen anfertigen. Für viele ist allein schon dieser Umstand Grund genug, sich nicht weiter Gedanken darüber zu machen, sich eine solche Karte zu zulegen. „Wenn sie abends in den Nachrichten gehört haben, dass Kinderspielzeug aus China zurückgenommen werden musste, weil es mit Schwermetallen belastet ist, können sie als Zahnarzt den Patienten schwer vermitteln, dass das Material für ihren Zahnersatz aus der gleichen Region stammt.“, sagt Jürgen Fedderwitz, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).
Die ZahnersatzCard ermöglicht lediglich, diesen in Manila gefertigten Zahnersatz zu kaufen. Die Zahnarztkosten, die sich bei einer Zahnersatzmaßnahme auf rund 40% der Kosten belaufen, betrifft diese Karte nicht. Diese sind weiterhin in voller Höhe dem Mann im weißen Kittel und dem schrillen Bohrer auf sein Konto zu überweisen.
Wie funktioniert die ZahnersatzCard?
Um diesen günstigeren Zahnersatz aus Manila zu erwerben und sich einsetzen zu lassen, kann man nicht einfach zu jedem x-beliebigen Zahnarzt gehen. Die Firma Tchibo wirbt zwar damit, dass man eine freie Zahnarztwahl hat. So einfach ist das dann aber auch nicht. In welchem Labor der Zahnarzt den Zahnersatz bezieht, entscheidet er in der Regel selbst. Schließlich muss er schlussendlich auch für die Qualität der Materialien garantieren, die er seinen Patienten einsetzt. Viele Zahnärzte vertrauen daher auf Zahntechniker aus der Region, die sie gut kennen. Dass Zahnärzte für Tchibo-Kunden ihr Zahnlabor wechseln, halten Experten für ziemlich unwahrscheinlich. Um also nun auf den Zahnersatz aus Manila zurückgreifen zu können, muss man sich einen Zahnarzt suchen, der Vertragspartner von Novadent ist. Davon gibt es in Deutschland lediglich 1.000 von 54.000 niedergelassenen Zahnärzten. Das entspricht einem Wert von gerade einmal 2%. Hat man nun einen Zahnarzt gefunden, der mit dem Dentallabor Novadent zusammen arbeitet, bekommt man auf den eh schon günstigen Zahnersatz aus den Philippinen mit der ZahnersatzCard noch einmal ein paar Prozente. Tchibo hat dazu auf seiner Homepage eine kleine Übersicht veröffentlicht.
Ist die ZahnersatzCard nun sinnvoll oder nicht?
Es ist nicht abzustreiten, dass man mit dieser Karte, sofern man einen Zahnarzt gefunden hat, der mit Novadent zusammen arbeitet, den Zahnersatz noch einmal ein bisschen günstiger bekommen kann. Und 24 EUR sind ein fairer Preis. Man darf nur nicht den Fehler machen und die ZahnersatzCard mit einer vernünftigen Zahnzusatzversicherung zu vergleichen. Die übernimmt in der Regel bis zu 90% der Rechnungssumme. Und zwar inklusive den Zahnarztkosten. Diese kommen ja bei der von Tchibo angebotenen Absicherungsvariante ja noch einmal oben drauf. Sie zahlen also für das Material einen günstigeren Preis aber den Zahnarzt eben in voller Höhe. Die Rechnung von sagen wir mal 2.000 EUR kann man so also schon etwas drücken, man zahlt aber immer noch eine stolze Summe.
Fazit
Die Idee von Tchibo ist an sich nicht so schlecht. Sie haben den Bedarf erkannt, den es in Deutschland nach einer Absicherung für die Zähne gibt und wollen auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Und ganz sicher werden sich auch einige diese ZahnersatzCard zulegen. So gesehen aus Sicht von Tchibo ein guter Schachzug. Allerdings ist fraglich, wem so etwas wirklich zum empfehlen ist. Wer sich vernünftig absichern möchte, legt sich eine Zahnzusatzversicherung zu. Und wer eine Zahnzusatzversicherung hat, benötigt auch keine ZahnersatzCard eines Kaffeerösters. Hier handelt es sich eher um den berühmten Tropfen auf den heißen Stein.
Ein anderer Aspekt ist die Qualität und die damit verbundene Sorge, schädliches und ungesundes Material verpflanzt zu bekommen. Grundsätzlich muss ein Zahnersatz aus Asien natürlich nicht schlecht sein. Warum auch. Auf der anderen Seite ist es eben auch so, dass die Gefahr, schlechtes und ungesundes Material zu erhalten, in Deutschland aufgrund des hohen Standards und Kontrollen eher gegen Null geht, als bei einem Zahnersatz aus Manila. Unsere Zähne sollten uns wichtig genug sein, um ihre Gesundheit nicht wegen 100 EUR Vergünstigung auf’s Spiel zu setzen. Absicherung ja – aber vernünftig, solide und mit Hand und Fuß!